Ach, du dicker Hund…
Der Ein oder Andere mag es ja niedlich und gar nicht so schlimm finden, wenn sein Hund etwas mehr auf den Rippen hat… aber wirklich gesund ist das nicht! Viele Besitzer rechtfertigen das Mehr an Gewicht gerne mit den Worten: „Ach das bisschen, da hat der Hund während einer Infektion oder Krankheit etwas zuzusetzen und sieht danach nicht so ausgehungert aus!“ oder der resignierte Ausspruch: „Wir haben alles versucht, egal, dann ist mein Hund halt zu dick!“
Schade und sehr traurig für die Hunde, die vielleicht schon die ersten Ausmaße des Übergewichts spüren und sich ja leider nicht mitteilen können.
Denn Übergewicht ist die Hauptursache für Infektionen, Entzündungen, Schmerzen und folgenschweren Erkrankungen.
Mittlerweile ist fast jedes dritte Tier in unseren Haushalten übergewichtig und gesundheitlich stark gefährdet.
Schon 10-20% Übergewicht führen langfristig zu massiven gesundheitlichen Problemen.
Hier ein kleiner Gewichts-und Übergewichts- Überblick:
Hund/ Normalgewicht: und mit 10- 20% zu viel auf den Rippen
5 kg Hund = 5,5- 6 kg +0,5- 1,0 kg
10 kg Hund = 11- 12 kg +1,0- 2,0 kg
15 kg Hund = 16,5- 18 kg +1,5- 3,0 kg
20 kg Hund = 22- 24 kg + 2,0- 4,0 kg
25 kg Hund = 27,5- 30 kg + 2,5- 5,0 kg
30 kg Hund = 33- 36 kg + 3,0- 6,0 kg
35 kg Hund = 38,5- 42 kg +3,5- 7,0 kg
Bei übergewichtigen bzw. fettleibigen Hunden verdoppelt bis vervierfacht sich der Anteil des Körperfetts auf bis zu 40%.
Ein „zu viel“ an Futter/ Energie wird im Körper als Fett umgewandelt und in den Zellen eingelagert. Dazu bilden sich immer wieder neue zusätzliche Fettspeicherzellen und zwar solange, wie dem Körper übermäßige Energie zugeführt wird. Fettzellen sterben leider nicht einfach irgendwann ab, wie andere Zellen im Körper… sie bleiben schön hartnäckig da, bis zum bitteren Ende. Die Fettspeicher bilden sich in Brust- und Bauchhöhle, in der Unterhaut des Rumpfes und im Bindegewebe, welches die inneren Organe z.B. die Leber durchzieht. Hier spricht man dann von einer Fettleber.
Fettzellen speichern jedoch nicht einfach nur Fett, sie regulieren auch den Stoffwechsel des Hundes mit, indem sie Hormone und andere Regulationsfaktoren freisetzen.
Fettzellen sind massiv an der Entstehung und Unterhaltung entzündlicher Prozesse im Körper beteiligt.
Durch das Übergewicht gerät der Körper in Stress und schüttet vermehrt das Stresshormon Cortisol aus. Cortisol bremst unter Anderem das Immunsystem aus. Ein gebremstes Immunsystem ist dann nicht mehr in der Lage den Organismus zuverlässig vor eindringenden Krankheitserregern zu schützen.
Viele übergewichtige Hunde entwickeln eine Leptinresistenz. Bei einer Leptinresistenz hat das Tier kein Sättigungsgefühl mehr. Das Tier hat die so genannte Fresssucht. Die dann leider zu noch mehr Übergewicht führt, wenn dem Hund weiterhin zu viel Nahrung oder vielleicht durch die Fresssucht sogar noch mehr Nahrung/ Energie zugeführt wird. Dies ist ein ganz übler Kreislauf, der schnell unterbrochen werden bzw. am besten gar nicht erst entstehen sollte.
Übergewicht bringt noch weitere unschöne Einschränkungen mit sich. Übergewicht engt die Organe ein. Der Hund wird kurzatmig, bekommt Atemnot. Das Übergewicht belastet die Gelenke zudem stark. Der Hund bekommt entzündliche Gelenke, leidet an Gelenkschmerzen, hat nur noch eine eingeschränkte Lebensfreude und ist immer weniger bewegungsfreudig, weil jede Bewegung einfach nur noch schmerzhaft ist.
Übergewicht verkürzt die Lebensdauer eines Hundes um ca. 2 Jahre.
Übergewicht schädigt, neben der Leber, auch die Nieren stark. Denn auch sie können, wie auch die Leber, den Organismus nicht mehr vollständig entgiften. Während die Leber sich regenerieren kann, sie wächst ja sprichwörtlich mit ihren Aufgaben, ist eine Schädigung der Nieren nicht rückgängig zu machen!
Übergewicht bringt außerdem ein steigendes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Hauterkrankungen, Tumorerkrankungen und Narkosekomplikationen mit sich.
Die Ursachen von Übergewicht sind meistens fütterungsbedingt durch
- eine überhöhte Energieaufnahme
- zu viel nebenher (vom Tisch)
- zu viel konzentrierte Beschäftigungs-/Kausnacks
- nicht artgerechte Haltung
- zu wenig Bewegung
- falsche Zusammenstellung des Futters
- Fehleinschätzungen bei Futterrationierung
- Wahrnehmungsstörung des Besitzers.
Natürlich gibt es auch andere Ursachen für Übergewicht, wie z.B. genetische Dispositionen oder eine Schilddrüsenunterfunktion.
Bei orthopädischen Problemen, Kastration und weniger Leistung, eines sonst agilen und sportlichen Hundes, sowie eines Seniorenhundes, ist die Zufuhr der Nahrung frühzeitig entsprechend anzupassen.
Wenn Dein Hund übergewichtig ist, dann gehe der Sache auf den Grund und hinterfrage, überprüfe und kontrolliere Dich doch einmal selbst bei der Fütterung Deines Tieres.
Was und wieviel fütterst Du tatsächlich Deinem geliebten Tier am Tag? Oder, wer gibt dem Hund außer Dir noch Futter und Leckerchen? Bekommt der Hund vielleicht sogar ab und zu die doppelte Menge Futter am Tag, weil andere Familienmitglieder der Meinung waren, dass der Hund noch nichts hatte? Weil keine Absprachen getroffen wurden oder sich der ursprüngliche, mit den anderen Familienmitgliedern abgesprochene, Tagesablauf geändert hat? Kann der Hund sich irgendwo anders noch bedienen? Frisst er vielleicht den Rest des Futters der im Haushalt lebenden Katze?
Notiere eine Woche lang täglich alles, was an Essbarem in Deinem Hund landet. Wiege das Futter mit einer Waage ab. Das Abmessen von Trockenfutter in einem Becher ist nicht sinnvoll. Der Mensch sagt sich heute, wenn etwas mehr Futter im Becher ist, dass der Hund dann am nächsten Tag entsprechend weniger bekommt und vergisst dies dann aber auch am nächsten Tag tatsächlich umzusetzen. Passiert dieses öfter oder kontinuierlich, dann steigt unweigerlich das Gewicht und der Bauchumfang.
Sei aufmerksam und ehrlich, notiere auch das kleinste Leckerchen, den letzten Kanten vom Butterbrot vom Frühstück oder Abendessen, den kleinen getrockneten Kauartikel zwischendurch und und und. Vieles, was wir unseren Hunden so nebenbei und aus Gewohnheit geben, nehmen wir oft nicht mehr wahr und das kann der Grund für das ungesunde Übergewicht sein…
Auf keinen Fall solltest Du Deinem Hund eine FDH- Diät verordnen!!!
Denn wenn Du das Futter halbierst, dann halbierst Du auch die nötigen Nährstoffe, die Dein Hund dringend braucht!
Ich werde bei einer Gewichtsreduktion die Rationen des Futters so berechnen, dass Dein Tier weiterhin bedarfsgerecht mit allen nötigen Nährstoffen versorgt wird und höchstens 1,5 % in der Woche seines Körpergewichtes verliert, ohne hungern zu müssen.
Ergibt die Anamnese Deines Tieres kein fütterungsbedingtes Übergewicht, dann werde ich Dich zur Abklärung bestimmter Erkrankungen an den Tierarzt verweisen!
Man kann natürlich auch keine Gewichtsreduzierung vornehmen, denn gegen entzündliche Gelenkschmerzen gibt es schließlich beim Tierarzt gut wirksame Medikamente.
Diese bringen dem Besitzer auch viele Vorteile. Denn sie werden ohne großen Zeitaufwand dem Tier verabreicht. Der Besitzer muss sich dann nicht mit gewichtsreduzierenden Fütterungsmaßnahmen befassen, kann alles so weiterlaufen lassen wie bisher. Leider wird mit den Medikamenten wieder nur ein Symptom behandelt und nicht die auslösende Ursache abgestellt.
Der Hund leidet so unweigerlich weiterhin an den Folgen und Risiken, die Übergewicht mit sich bringt. Das Traurige daran ist, dass der Hund sich nicht mitteilen kann, wie schlecht es ihm tatsächlich geht und muss sich seinem Schicksal ergeben.
Das effektivste und günstigste Arthroseschmerzmittel ist übrigens die Gewichtsabnahme!
In Verbindung mit einer artgerechten und bedarfsdeckenden Ernährung bist Du auf dem richtigen Weg aus Deinem unter Schmerzen leidendem und übergewichtigem Hund wieder ein vitales Tier mit Lebens- und Bewegungsfreude zu machen.
Melde Dich gerne dazu bei mir.
Ernährungsberatung Vitale Tiere OWL
Christina Schmidt
-2025-